Tag Archives: Klimawandel

12.März 2022

Klimawandel im Weinberg

Edler Tropfen. Der Wein von morgen.

Um 17:35 Uhr geht es im ZDF in der Sendung plan b um den Klimawandel im Weinberg.

Dr. Helena Ponstein vom DINE erklärt die Zusammenhänge, stellt Lösungen vor und weist auf die Bedeutung für einen nachhaltigen und zukunftsfähigen Weinbau hin.

in der Mediathek bis 6. März 2024

Trend zeigt nach oben, wie lange kann das gut gehen?

Trend zeigt nach oben, wie lange kann das gut gehen.

Von Armin Gemmrich

Der Trend der Durchschnittstemperaturen seit 1881 zeigt laut dem Deutschen Wetterdienst im Jahresdurchschnitt einen Anstieg von 1,5 Grad, im Frühling von 1,6 Grad bis heute.

Deutlich wird dies an der aktiven Natur. Einige Zugvogelarten sind bereits zurückgekehrt. Die in Deutschland über Winter anwesenden Vögel sind bereits in balzender Frühlingsstimmung. Sehr deutlich wird die Wirkung der ungewöhnlich warmen Tage seit Beginn des Jahres 2020 bei Pflanzen. So blüht der Acker-Gelbstern dieses Jahr bereits 4 Wochen früher als 2013. Und das Jahr 2013 war auch deutlich wärmer als die Jahre zuvor. Die Natur erwacht früher aus ihrer Winterruhe. Für uns Menschen eine angenehme Erfahrung. Wenn da nicht die Angst wäre, dass ein später Frost wieder alles zerstören könnte. Im Grunde genommen profitieren wir in Deutschland und Mitteleuropa von den mediterranen Klimaverhältnissen. Weniger verbrauchte Heizenergie mindert den Ausstoß von klimaschädigen Treibhausgasen. Weniger Winterkleidung schont die Haushaltskasse. Die seit Jahren hohe Weinqualität der deutschen Weine erfreut die Genießer. Wo liegt der Nachteil und wo sind die Grenzen.

Im Pariser Klimaschutzabkommen einigten sich vor 5 Jahren 195 Nationen auf ein langfristiges Ziel, den Anstieg der weltweiten Durchschnittstemperatur auf deutlich unter 2 °C gegenüber vorindustriellen Werten zu begrenzen und das Ziel, den Anstieg auf 1,5 °C zu begrenzen, da dies die Risiken und Folgen des Klimawandels deutlich vermindern würde. Die EU will neuerdings im sogenannten „green deal“ wirtschaftliche Anreize schaffen, damit das Ziel, bis 2050 Klimaneutralität umzusetzen, wahrscheinlicher wird. Aktualisiert werden die Klimaziele der EU. Die Treibhausgasemissionen sollen bis 2030 dann um 50 bis 55 Prozent (statt der bisherigen 40 Prozent) reduziert werden.

Die Erderwärmung darf die 2 Grad nicht überschreiten, sonst besteht die Gefahr, dass es zu Kettenreaktionen kommt. Wissenschaftler und Klimatologen sprechen vom Kipppunkt. Gefährliche Kettenreaktionen können dann zu einer heißen Phase auf unserm Planeten führen mit verheerenden Folgen. Damit es dazu nicht kommt, muss jeder sofort aktiv werden und klimaschonend leben. Sonst verlieren wir die Vorteile der mediterranen Verhältnisse und steuern in die Katastrophe.

Wir wollen den Acker-Gelbstern auch in Zukunft in unsern Weinbergen strahlen sehen.

Der seltene Acker-Gelbstern (Gagea villosa) ist eine kleine, ausdauernde Zwiebelpflanze, die zwischen März und Mai an Wegrändern, auf Äckern und Grasland und in den Weinbergen ihre strahlenden goldgelben Blüten zeigt. Sie ist wärmeliebend und zählt zu den gefährdeten alten Wildpflanzen.

Strategie gegen die zunehmende Trockenheit im Weinberg

Strategie gegen die zunehmende Trockenheit im Weinberg

von Armin Gemmrich

Dem Klimawandel mit seiner globalen Temperaturerhöhung verdanken wir in Deutschland Verhältnisse wie im Mittelmeerraum, was dem Weinbau zugutekommt. Die Weinqualität war nie so gut wie in den letzten 10 Jahren. Allerdings haben die letzten Jahre auch gezeigt, dass bei zunehmenden Temperaturen die Bodenfeuchtigkeit an die Grenzen gerät.  Da davon auszugehen ist, dass die Erderwärmung nur langfristig zu stoppen ist, wenn es überhaupt gelingt, so müssen heute Strategien entwickelt werden, die trotz extremer Trockenheit in den Sommermonaten den Ertrag und die Qualität für einen nachhaltigen Weinbau ermöglichen. Drei Ansatzpunkte sind denkbar: Bewässerung, Begrünung und neue Rebsorten.

Bewässerung Die Tröpfchenbewässerung ist die beste Wahl, um die negativen Folgen der Trockenheit zu vermeiden. Doch fehlt es meistens an der Infrastruktur und vor allem am Wasser.

Bodenbedeckung durch Begrünung Die Begrünung wird oftmals als Konkurrenz zur Rebe angesehen. Sie hat aber viele positive Auswirkungen auf den Wasserhaushalt. Die Aufnahme vom Regen wird erleichtert, insbesondere bei Starkregen. In Hanglagen verzögert eine Begrünung den Abfluss ins Tal. Ein begrünter Boden verdunstet weit weniger Wasser als ein offener Boden. Darüber hinaus bildet eine Begrünung die Grundlage für ein stabiles und langfristiges Ökosystem im Weinberg. In Bezug zum Klimawandel und zunehmender Dürre stellt eine artenreiche Dauerbegrünung die beste Hilfe für unsern Weinbau dar.

Trockenresistente Rebsorten Die Rebe ist eine wärmeliebende Pflanze. Auf der Nordhalbkugel unserer Erde sind zwischen dem 30. und 50. Breitengrad und auf der Südhalbkugel zwischen dem 40. Und 50. Breitengrad optimale Bedingungen für die Pflanze und damit auch für den Weinbau. Deutschland liegt also an der nördlichen Grenze. Durch den Klimawandel verschiebt sich diese Grenze weiter nach Norden. Weinbau in England und Skandinavien breitet sich immer weiter aus. Die Veränderungen belegt der sogenannte Huglin-Index.  Dieser erfasst die Temperaturen über der Schwelle von 10 Grad und summiert diese von April bis September zu einem Wärmeindex. Hohe Werte zeigen günstige Bedingungen für wärmeliebende Rebsorten an. Das bedeutet, dass in Deutschland zunehmend die mediterranen Rebsorten wie Chardonay, Sauvignon blanc, Merlot und Cabernet franc die einheimischen Sorten Müller-Thurgau, Trollinger und Riesling ersetzen werden. Der Huglin-Index bezieht sich allerdings nur auf die thermischen Werte und nicht auf die Wasserverfügbarkeit. Daher sollte bei Neupflanzungen besonders auf trockenresistente Unterlagsreben geachtet werden. Hier ist eine Auswahl schwierig, weil einerseits noch wenig Erfahrungen mit trockenresistenten Unterlagssorten in Deutschland vorliegen und das Angebot noch erweitert werden kann. Eine Entscheidungshilfe kann die beiliegende Liste sein.

Empfehlungen sind schwierig, da außer der Toleranz gegenüber Trockenheit auch die Bodenart und die Lage eine entscheidende Rolle spielen.

Ein zukunftsfähiger Weinbau in Deutschland wird durch den Anbau von neuen Rebsorten auch bei zunehmenden Temperaturen und Trockenheit weiterhin möglich sein. Eine artenreiche Begrünung mindert den Schaden.

Download Liste trockenresistente Unterlagen

Einteilung verschiedener Rebsorten hinsichtlich ihres Wärmebedarfs nach dem Huglin-Index


(Pisa für Norditalien, Alghero auf Sardinien, Eisenstadt im Burgenland in Österreich, Geisenheim in der Pfalz und Potsdam für Norddeutschland)

Klimawandel, Klimaschutz, Klimakrise?

Wieso die richtige Kommunikation so wichtig ist

Von Jana Alpaslan

Beinahe jeder Stuhl war gestern Abend am 09. Oktober besetzt, als das Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg zu seiner Anstöße-Gesprächsreihe einlud. Zu Gast waren dieses Mal die Journalistin Dr. Susanne Götze und der Jugendbeirat der Nachhaltigkeisstrategie Baden-Württemberg und es ging um den Klimawandel, oder besser gesagt, die Kommunikation desselbigen.

Nach begrüßenden Worten des Staatssekretärs im Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg, Dr. André Baumann, kam Frau Dr. Götze auch direkt zur Hauptaussage ihres Vortrages: Wie schaffen wir es, den Klimawandel zu kommunizieren und damit zum Handeln anzuregen? Wie schon im Anstöße-Vortrag von Wettermoderator Sven Plöger ging es hauptsächlich darum, den Klimawandel so zu kommunizieren,  dass die Gefahren dessen zwar nicht unterschätzt, aber auch nicht so angsteinflößend kommuniziert werden, dass sie lähmend wirken.

Zahlen und Fakten sind elementare Bestandteile der Klimawandeldiskussion, aber es geht um mehr, als das bloße Verstehen. Was die Kommunikation nicht unbedingt einfacher macht, sind die Überbringer*innen der Fakten: Wissenschaftler*innen, die zwar Profis auf ihren Fachgebieten sind, aber eben nicht unbedingt PR-Profis sind. Aber wie sollen wir denn nun den Klimawandel vermitteln, wenn wissenschaftliche Fakten notwendig, aber nicht ausreichend sind? Dr. Götze setzt auf Fakten, verknüpft mit positiven Erzählungen, auf Schutz im Gegensatz zu Zerstörung. Sie plädierte dafür, miteinander zu reden und Kommunikationsräume und –formate zu schaffen. Passend hierzu folgte im Anschluss an den Vortrag die Podiumsdiskussion mit Frau Dr. Götze, Staatssekretär Dr. Baumann und zwei Vertreter*innen der Fridays-For-Future-Bewegung. Auch Interessierte aus dem Publikum konnten mitdiskutieren. Hierbei ergab sich wenig Neues oder nicht bereits Bekanntes – leider, denn obgleich das Panel diskussionsfreudig war, kam eine richtige Diskussion, möglicherweise aus Zeitmangel, kaum zustande. Dennoch – ein Vortrag, der neue Denkanstöße für die Klimawandeldiskussion geliefert hat.